Positiver Frieden ist ein Konzept des norwegischen Friedensforschers Johan Galtung, das er um 1971 entwickelte. Gemeint ist damit ein Frieden, der nicht allein in der Abwesenheit von internationaler Gewaltausübung besteht, sondern in der Abwesenheit von struktureller Gewalt. Dieses theoretische Konzept fand seinen Widerhall in Formulierungen von Politikern wie Erhard Eppler: „Friedenspolitik bedeutet, dass man die Ursachen zu beseitigen versucht, die zu einem Krieg führen können.“ (Interview 1972) und Willy Brandt: „Not ist Konflikt. Wo Hunger herrscht, ist auf Dauer kein Friede. […] Wir werden uns entschließen müssen, mit ritualisierten Traditionen zu brechen: Wer den Krieg ächten will, muss auch den Hunger ächten…“ (Ansprache vor der UNO-Vollversammlung Anfang Oktober 1973) Für Galtung ging das Konzept des positiven Friedens mit den Konzepten von soziale Verteidigung und gewaltfreie Aktion einher. Frieden als bloße Verhinderung von Krieg lasse sich durch atomare Abschreckung sichern. Soziale Verteidigung könne sich nur eine Gesellschaft leisten, hinter der die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung stehe

Positiver Frieden

Positiver Frieden ist ein Konzept des norwegischen Friedensforschers Johan Galtung, das er um 1971 entwickelte. Gemeint ist damit ein Frieden, der nicht allein in der Abwesenheit von internationaler Gewaltausübung besteht, sondern in der Abwesenheit von struktureller Gewalt.

Dieses theoretische Konzept fand seinen Widerhall in Formulierungen von Politikern wie Erhard Eppler: „Friedenspolitik bedeutet, dass man die Ursachen zu beseitigen versucht, die zu einem Krieg führen können.“ (Interview 1972) und Willy Brandt: „Not ist Konflikt. Wo Hunger herrscht, ist auf Dauer kein Friede. […] Wir werden uns entschließen müssen, mit ritualisierten Traditionen zu brechen: Wer den Krieg ächten will, muss auch den Hunger ächten…“ (Ansprache vor der UNO-Vollversammlung Anfang Oktober 1973)

Für Galtung ging das Konzept des positiven Friedens mit den Konzepten von soziale Verteidigung und gewaltfreie Aktion einher. Frieden als bloße Verhinderung von Krieg lasse sich durch atomare Abschreckung sichern. Soziale Verteidigung könne sich nur eine Gesellschaft leisten, hinter der die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung stehe.

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

  • Friedenserziehung nach Galtung
  • Struktureller Frieden durch experimentelle Friedensforschung, Best-Case-Szenarien, Projekt RealTheater
  • http://de.wikipedia.org/wiki/Positiver_Frieden
  • Friedenspädagogik

     

    Im folgenden Textausschnitt behandeln Günther Gugel und Uli Jäger vom Institut für Friedenspädagogik Tübingen die Grundlagen der friedenspädagogischen Arbeit, die einerseits negativ – gegen Gewalt -, andererseits positiv – für Frieden – bestimmt werden kann. Weitere Anregungen zur Beschäftigung mit den zentralen Begriffen Krieg, Frieden, Gewalt und Konflikt finden sich in Grundkurs 2.

    [Johan Galtung]

    „In der Friedenspädagogik wird seit Mitte der sechziger Jahre auf den Friedens- und Gewaltbegriff von Johan Galtung zurückgegriffen. Der norwegische Friedensforscher schlägt vor, immer dann von Gewalt zu sprechen, wenn eines der folgenden Grundbedürfnisse des Menschen verletzt sei: Das Überleben, das allgemeine körperliche Wohlbefinden, die persönliche Identität oder die Freiheit, zwischen verschiedenen Möglichkeiten auswählen zu können. Gewalt liege immer dann vor, wenn Menschen so beeinflusst werden, dass sie sich nicht so verwirklichen können, wie dies eigentlich möglich wäre (strukturelle Gewalt). Er nennt ein Beispiel: „Eine Lebenserwartung von nur dreißig Jahren war in der Steinzeit kein Ausdruck von Gewalt, aber dieselbe Lebenserwartung heute (ob aufgrund von Kriegen, sozialer Ungerechtigkeit oder beidem) wäre nach unserer Definition als Gewalt zu bezeichnen.“

    Nachdem Galtung Ende der sechziger Jahre zwischen der personalen oder direkten Gewalt einerseits und der strukturellen Gewalt andererseits unterschieden hat, geht er heute einen Schritt weiter: „Heute arbeite ich meistens mit einem Dreieck: direkte Gewalt, strukturelle Gewalt, kulturelle Gewalt. Die strukturelle Gewalt verletzt Bedürfnisse, aber niemand ist direkt Täter und in diesem Sinne verantwortlich. Die kulturelle Gewalt ist die Legitimierung von struktureller oder direkter Gewalt durch die Kultur“.

    Die Begriffsbildung von Johan Galtung hat nicht nur Zustimmung, sondern auch Kritik hervorgerufen, in jüngster Zeit am heftigsten von der „Gewaltkommission“. Dies ist eine unabhängige Expertengruppe, die von der Bundesregierung [der Bundesrepublik Deutschland] beauftragt worden ist, Analysen und Vorschläge zu Verhinderung und Bekämpfung von Gewalt zu erarbeiten und deren vierbändiger „Gewaltbericht“ seit 1990 vorliegt. Die Kommission verwendete bei ihren Untersuchungen einen engen Gewaltbegriff, in dessen Mittelpunkt „Formen des physischen Zwangs“ stehen. Mit dem Begriff der strukturellen Gewalt, so die Kommission, „hat der Gewaltbegriff eine geradezu inflationäre Ausdehnung erfahren, denn jede Art Verhinderung von menschlichen Entfaltungsmöglichkeiten wird als Gewalt eingestuft (…).“

    Die eingeschränkte Definition von Gewalt lenkt die Suche nach den Ursachen auf Mängel und Defizite in den persönlichen Eigenschaften des Gewalttätigen und den sozialen Erziehungseinrichtungen, denen er unterworfen ist. Politische Konflikte werden auf diese Weise in rechtliche überführt. Diese Perspektive verhindert, Gewalt auch als Handlungsstrategie der Gewaltausübenden, als Reaktion auf eigene Gewalt- und Ohnmachtserfahrung zu analysieren, um zu verstehen, aus welchen Gründen Gewalt eingesetzt wird (…).

    Schwerwiegender sind andere Einwände gegen den „weiten Gewaltbegriff“. Der Pädagogikprofessor Andreas Flitner verweist darauf, dass diese Ausweitung des Begriffes Gewalt zu Unschärfen führt und dass die verschiedenen Stufen der Gewalt leicht verwischen: „Ich bin für einen sparsamen und reduzierten Gebrauch dieses Begriffes, möchte aber nicht verwechselt werden mit denen, die die Gewalthandlungen kriminalisieren, ohne den Zusammenhang zu sehen. (…) Mit diesem Plädoyer für eine Unterscheidung möchte ich keineswegs die Erkenntnis in Frage stellen, die den engen Zusammenhang deutlich gemacht haben zwischen direkter körperlicher oder Waffen-Gewalt und der Art von böser Machtausübung, die von wohlgepflegten Händen und Köpfen ausgehen kann. Ich möchte nur, dass man nicht gleichzeitig und vermischt von verschiedenen Ebenen und Handlungsweisen redet.“

    Diese Kritik ist ernst zu nehmen und zwingt alle, die von dem weiten Gewaltbegriff Gebrauch machen, zur Präzision. Denn mit dieser Begriffserweiterung sind die Ansprüche an die Friedenserziehung nicht weniger geworden. Zurecht wird darauf verwiesen, dass es nun darauf ankommt, mehr als in der Vergangenheit das Zusammenwirken und die Eskalationsstufen der drei Gewaltebenen zu beachten und nach Möglichkeiten zu suchen, den Kreislauf zu durchbrechen.

    Wie bei der Interpretation von Verfassungen wird auch bei der Bestimmung von Begriffen die Gefahr der politischen Instrumentalisierung deutlich. Denn Definitionen sind nicht nur Übereinkünfte über Bedeutungsinhalte, sondern eben auch Machtfragen. Die dahinter liegenden Interessen lassen sich nur über die inhaltliche Auseinandersetzung und den Dialog zwischen allen beteiligten Parteien und Personen sichtbar machen (…).

    Doch Friedenserziehung hat ihren Bezugspunkt nicht nur im Negativen durch die Bestimmung dessen, was unter Gewalt verstanden werden kann. Auch das, was unter Frieden verstanden werden soll, lässt sich benennen, wobei es eine allgemeingültige Definition von Frieden weder gibt noch geben kann. Frieden wird häufig als Zustand beschrieben, gemeint ist damit die Abwesenheit von Krieg (negativer Frieden).

    Doch dies reicht nicht aus, denn Frieden ist mehr als kein Krieg, ist mehr als das Schweigen von Waffen: Frieden wird auch definiert als ein zielgerichteter Prozess, in dem es darauf ankommt, dass Menschen mit ihrem Engagement versuchen, Konflikte mit gewaltfreien Mitteln auszutragen, Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und Demokratie zunehmend zu verwirklichen (positiver Frieden).

    Nach diesem Verständnis ist der Weg das Ziel, wie dies auch Mahatma Gandhi ausgedrückt hat. Dieser Prozess kann nicht in einen Endzustand münden, der einmal erreicht ist und nicht wieder verloren werden kann. Wird Frieden als Prozess verstanden, so kann auf der Grundlage der Abwesenheit von Krieg immer weiter an dessen Verwirklichung gearbeitet werden.

    Friedenserziehung bezieht ihre Motivation auch aus Friedensutopien, aus den Visionen von Menschen, die gezeigt haben, dass Hoffnungen und Träume nicht nur individualistisch sind, sondern sich auch mit politischem Engagement verbinden lassen. Die Vision von Martin Luther King („I have a dream„) gewinnt ihre Bedeutung nicht durch die Aufzählung von irgendwelchen Phantasien, sondern durch die auf diese Vision abgestimmten und für jeden/jede nachvollziehbaren und dadurch auch kritisierbaren Schritte der Gewaltfreiheit. Nur in diesem Sinne ist es auch sinnvoll, wenn seitens der Friedenserziehung auf die Notwendigkeit von „Vorbildern“ verwiesen wird.“

    [Günther Gugel / Uli Jäger: Gewalt muss nicht sein. Eine Einführung in friedenspädagogisches Denken und Handeln. 3. Aufl., Tübingen 1997; Internetversion:http://www.friedenspaedagogik.de/themen/f_erzieh/fe3.htm]

    [Seitenanfang]

  • http://www.dadalos-d.org/frieden/grundkurs_3/grundlagen.htm

  • Was ist „Struktureller Frieden“ und „Strukturelle Demokratie“?

    Unsere heutige Welt wird durch „Strukturelle Gewalt“(1) geregelt:

    Vielen Leuten ist überhaupt nicht bewusst, dass unsere Gesellschaft auf den meisten Ebenen durch Gewalt geregelt und gesteuert wird. Deshalb sind Statuskämpfe, „Ellenbogen“, Hierarchien und ein „Hackverhalten“ im sozialen Umgang völlig normal. Zusammen mit Justizsystem, bürokratischem System, Konkurrenzkampf, Gefängnissen, Rüstung… kann man auf verschiedenen Ebenen das Gesamtbild unserer historisch gewachsenen gewalttätigen Kultur erkennen, das man mit dem Begriff: „Strukturelle Gewalt“, („Gewaltfrieden“, kriegerischer Frieden“ oder „Zivilkrieg“) bezeichnen kann. 

    Es handelt sich hier um eine offen oder verdeckt gewalttätige und erzwungene Ordnung mit gigantischem Kollateralschaden auf vielen Ebenen. Es handelt sich um ein Regel-System, das sowohl oftmals die menschliche Psyche krankmacht, als auch offensichtlich heute den ganzen Planeten zerstört.

    Viele Leute ahnen nicht einmal dass menschliche Beziehung auch ohne versteckte oder offene Gewalt auf eine harmonische, zärtliche, spielerische, humorvolle, liebevolle, empathische, unverlogen kommunizierende und aufmerksame Art funktionieren kann, und zwar ebenfalls auf allen Ebenen.

    Genau genommen stehen sich hier zwei Weltbilder, bzw. zwei Systeme gegenüber, die sich gegenseitig komplementär (1) widersprechen.

    Wir brauchen wirksame Freundbilder, statt Feindbilder!

    Wir benötigen heute nicht nur ein bisschen Demokratie, ein bisschen Meinungsfreiheit, ein bisschen Aufklärung und ein bisschen Frieden. Wir brauchen dies alles vollständig. Der Begriff „ein bisschen Frieden“, ist letztlich so absurd ist wie „ein bisschen schwanger“. Wir brauchen ein komplettes und vollendetes demokratisches und humanistisches System. Wir wünschen uns heute eine Demokratie, die sich tief in die Äste und Verzweigungen des ganzen „Baumes“ unseres Kultur und in unsere Lebenswirklichkeit verankert. Eine demokratische Struktur, die das Ganze vollständig durchwebt und damit alle archaischen, hierarchischen und diktatorischen Strukturen ersetzt. Dies nennt man strukturelle Demokratie. Das ist eine Demokratie, die auf allen Ebenen, ohne Pause und Unterbrechung, gänzlich ohne Gewalt, durch völlig freie Kommunikation und durch Aufklärung funktioniert und dadurch zu strukturellen Frieden führt. Es geht um eine heute real mögliche konkrete Utopie.

    Schon aus technischen Gründen ist ein dazu passendes Netzwerk ohne Zentralgewalt erst in unserer Zeit machbar, in der die Vernetzung mittels Internet, Computern und Smartphones von Allen mit Allen möglich wird.  Eine „fließende Demokratie“ (1) , eine ständige demokratische Mitbestimmung via PC oder Smartphone sollte trotz aller Zweifel und Schwierigkeiten heute technisch möglich sein. Es ist nicht einzusehen, warum es klappt am PC oder am Automaten so wichtige Dinge wie sein Geld beim Internetbanking zu handhaben und warum es nicht ebenso gesichert möglich sein soll auf dieselbe Weise und mit derselben Sicherheitsstufe seine persönliche demokratische Macht auszuüben (und sein Wissen zu vermitteln) wann immer dies nötig ist. Das Thema Volksentscheid und der Begriff  Emotionale Intelligenz (1)  (2) haben durchaus etwas miteinander zu tun.

    Wir wünschen die gewaltlose Radikalität eines Systems, das keinen Menschen mehr zu einer einzigen Lüge zwingt. Wir benötigen eine Kultur die absolute Meinungsfreiheit ermöglicht, ohne dass dabei jemand mental verletzt wird. Dies scheint unmöglich. Die Unmöglichkeit liegt aber alleine in der festgenagelten Mainstream-Perspektive unseres heutigen zunehmend absurden Systems. Absolute Offenheit zwischen Menschen ist nicht nur möglich, sie kann sogar (neben dem hochgradigen Nutzen, wie in der Provokativen Therapie(1)) eine absolut unterhaltsame Kunstform mit einem außerordentlichen Lachpotenzial und damit einer humorvollen Öffnung der „zwischenmenschlichen Mauer“ sein. Unsere Welt dürstet nach der lachenden Befreiung (1) von der allgegenwärtigen Lüge. Wir lachen an den falschen Stellen und wir bleiben gleichzeitig ernst in den absurdesten Situationen. Ein ästhetisches System wäre eine komplementäre (1)Antithese zum heutigen System.

    Aus Wikipedia: „Frieden“:  http://de.wikipedia.org/wiki/Frieden
    „…Ein struktureller Frieden wäre die konkrete Utopie eines sozialen Zusammenlebens in Harmonie und ohne Statuskämpfe und „Reibungsverluste“. Frieden wird hier positiv definiert als „die Fähigkeit, Konflikte mit Empathie (= der Bereitschaft und Fähigkeit, sich in die Einstellung und Mentalität anderer Menschen einzufühlen), mit Gewaltlosigkeit und mit Kreativität oder spielerisch zu klären und zu lösen.“

    Aus Wikipedia: „Struktur“: http://de.wikipedia.org/wiki/Struktur
    „Unter Struktur (von lat.: structura = ordentliche Zusammenfügung, Bau, Zusammenhang; bzw. lat.: struere = schichten, zusammenfügen) versteht man das Muster von Systemelementen und ihrer Wirk-Beziehungen (Relationen) untereinander, also die Art und Weise,  wie die Elemente eines Systems aufeinander bezogen sind (durch Beziehungen „verbunden“ sind), so dass ein System bzw. Organismus funktioniert (entsteht und sich erhält)…“

    Wir brauchen einen Prototyp für eine völlig gewaltfreie Zukunftsgesellschaft. Wir brauchen ein Sozialsystem, welches über das uns aus der Tierwelt mitgegebene Sozialsystem der archaischen Familie hinausgeht und in dem das Humane und das Logische einen gemeinsamen Nenner formen. Es gibt solange keinen echten Frieden, so lange der Mensch nicht zutiefst emotional sein „Spiegelbild“ im anderen Menschen als gemeinsame Familie erkennt und in dieser „sozialen Fusion“ jede zwischenmenschliche Mauer niederreißt!

    …………………………..

    Johan Galtung, einer der Gründungsväter der Friedens- und Konfliktforschung, benutzt für den Begriff: „strukturellen Frieden“ das Wort:  Positiver Frieden.
    Der Tagesspiegel vom 25.12.2010 zum Thema Was ist Frieden?: „Der norwegische Mathematiker und Politologe Johan Galtung… nennt die reine Abwesenheit von Gewalt einen negativen Frieden. Dagegen besteht ein positiver Friede in der Abwesenheit von struktureller Gewalt. Das sei alles, was Individuen daran hindert, sich voll zu entfalten…“ Johan Galtung schreibt über sichtbare und unsichtbare Gewalt und definiert das System der Gewalt als „Das Dreieck der Gewalt (1): direkte Gewalt, kulturelle Gewalt, strukturelle Gewalt.“

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    Prof. Dieter Senghaas:  Einer der wenigen, der sich eingehend mit der Thematik des strukturellen Friedens befasst: Bedingungen eines nachhaltigen Friedens,  Theorie vom gerechten Frieden  (1) 

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    „Wir brauchen positive Utopien zur Verbesserung der Welt (…) Gefragt ist heute eine Wirtschafts-Sozial-Umweltpolitik, die auf einer Kultur des Friedens beruht. (…) Aber es fehlt noch die trans- und interdisziplinäre Bearbeitung, welche die Einzelforschung der vielen akademischen Disziplinen unter dem Dach der Friedensforschung zu einem Team zusammenführt. Das wäre Friedensforschung auf neuen Wegen zu einer neuen Marktlogik, zu einem anderen Kapitalismus, oder zu einer utopischen universalistischen Sozialdemokratie.“
    Gerald Mader (Präsident des Österreichischen Studienzentrums für Frieden und Konfliktlösung und des European University Center for Peace Studies, Burg Schlaining (1) )

    ………………………..

    Zur Verdeutlichung der Macht der Umstände und des Szenarios. Folgendes aus einem Spiegel Online Interview (1) 2011 mit dem Leiter des Stanford Gefängnis Experiments, (1) dem Sozialpsychologen Philip Zimbardo:
    „In Ihrem Buch „Der Luzifer-Effekt“
    (1) haben Sie dargelegt, warum jeder Mensch unter gewissen Umständen verrohen kann und zu brutaler Gewalt fähig ist – die Situation entscheide stärker über moralisches Handeln als die Persönlichkeit. Muss man aber nicht stets beides in Betracht ziehen?
    Zimbardo: … Es geht immer um die Person in der Situation. (…) Psychologisch heißt das, dass wir die dynamische Wechselwirkung zwischen Person, Situation und System verstehen müssen…“

    …………………………

    „Es gibt viele Arten zu töten. Man kann einem ein Messer in den Bauch stechen, einem das Brot entziehen, einen von einer Krankheit nicht heilen, einen in eine schlechte Wohnung stecken, einen durch Arbeit zu Tode schinden, einen zum Suizid treiben, einen in den Krieg führen usw. Nur weniges davon ist in unserem Staat verboten.“
    Bertolt Brecht

    Solang´ der Wahnsinn herrscht, der den Einen unterdrückt und den Andern´ erhöht, so lang´ gibt´s Krieg und Vorbereitung von Krieg. Überall ist Krieg, Krieg zwischen Arm und Reich, Krieg in der Liebe, Krieg am Arbeitsplatz und in der Schule, Krieg auf der Autobahn, Krieg in der U-Bahn(1)

    ………………..

    Freie Kommunikation ist das Gegenteil von Krieg! Argumente sind die „Kernwaffen“ des Kommunikationszeitalters. Voll Hochachtung sollten wir diese moderne und intelligente Macht der Zukunft anerkennen und voll Spott sollten wir auf diejenigen blicken, die anstatt mit Argumenten, Information und Offenheit noch mit den uralten Keulen der Gewalt & Zensur kämpfen!

    Eine Demokratie, die nur alle 4 Jahre der Bevölkerung ermöglicht seine „Diktatoren für 4 Jahre“ frei zu wählen, atmet mehr den Geist einer Diktatur, als den Geist einer Demokratie.  Das Charisma der Demokratien ist angeschlagen, durch die Macht von Medienmogulen, Bankstern, Großkonzernen oder Lobbygruppen und durch die offensichtlich fehlende Lösung drängender Weltprobleme. Es muss aufhören, dass Politiker die Bevölkerung auch heute im Informationszeitalter noch wie unmündige Kleinkinder behandeln. Die meisten heutigen demokratischen Systeme sind ausgebrannt und wir sehen eine politische Apathie der Bevölkerung, die mit der fehlenden Demokratisierung des Alltags zu tun hat. Die Arbeitswelt, die Schule, das Innenleben des Staates, die Kirchen usw. sind weite Bereiche, in denen die demokratischen Grundrechte und eine echte Mitbestimmung kaum gelten. Der uralte diktatorische und hierarchische Standard der Machtausübung von oben nach unten herrscht immer noch. Deshalb sollten wir mehr Demokratie wagen! 

    Eine ideale Demokratie sollte eine Demokratie sein, die nicht nur an manchen Stellen im System, sondern auf allen Ebenen des Systems nachhaltig und ständig stattfindet. Wir halten die Konstruktion eines ersten „Grundsteins“ oder Pilotmodells eines strukturdemokratischen Systems durch Kunst & Wissenschaft heute für machbar.

    Das Ziel hier heisst: Struktureller Friede – durch ein neues sozialpsychologisches und künstlerisches System, das ohne strukturelle Gewalt geregelt werden soll. Siehe Projekt RealTheater.  Wir denken, dass wenn es irgendwo auf der Welt Leute gibt, die ernsthaft behaupten sie könnten unter Umständen so etwas erreichen, warum sollte man ihnen nicht die Bühne und die Mittel geben und sagen: „Zeigt ob das funktioniert“.

    Den Dialog zu verweigern ist die schlimmste „Todsünde“ des Kommunikationszeitalters und der Moderne!

    Einer der wichtigsten Punkte, die wir zuerst lösen sollten, ist es die Kommunikation zu befreien. Durch unser historisch gewachsenes System, in dem wir aufgewachsen sind, kennen wir als Erwachsener kaum wirklich freie Kommunikation. Wer in unserem System das sagt was er wirklich und real denkt, der braucht „ein schnelles Pferd“. Aber Kommunikation ist DAS Werkzeug um unsere sozialen Probleme und unsere Gewaltprobleme zu lösen. Doch wenn wir uns gegenseitig verbieten zu sagen was wir wirklich denken, dann bleiben die „Werkzeuge der Problemlösung“ ungenutzt und stumpf. Wir sind tief geprägt von einem hierarchischen Zensur-Organisationsschema. Eine Machtordnung der Gewalt, deren Wurzeln wohl bis zu unserer tierischen Herkunft reicht. Das System benötigt einen Umbau!

    Wir plädieren für strikte Gewaltfreiheit, jedoch für eine absolute Offenheit der Rede und eine totale Ehrlichkeit des Dialogs! Nur so können wir die Kommunikation zu der Weltmacht ausbauen, die sie im Kommunikationszeitalter zu sein hat! Dazu darf es keine kommunikativen Tabus mehr geben! Wir müssen über ALLES reden können!

    „Es muss ein Ende haben, dass Wörter Verbrechen sein können“
    Liu Xiaobo (Friedensnobelpreisträger2010)

    Es ist für die Gegner der hier vertretenen Sichtweise gut zu wissen, dass es nicht um die Bestrafung der Träger und Verantwortlichen des alten gewalttätigen Systems geht.
    Bestrafung, Schuld und Rache sind keine Elemente eines strukturell gewaltlosen Systems. Die Leute, die sich heute schuldig machen, sollen aufgeklärt und umgewandelt werden. Sie sollen aber nicht bestraft werden, weil Strafe letztlich Teil des Gewaltsystems ist, das wir überwinden wollen!
    (Wir benötigen hier eine Weiterentwicklung der südafrikanischen „Wahrheits- und Versöhnungskommission“)

    * Der Literaturnobelpreisträger Jose Saramago entwirft in seinem Buch: „Die Stadt der Sehenden“ die utopische Vision einer wirklich demokratischen Wirklichkeit.

    * FAZ vom 15.12.2010 zum Thema Wikileaks: Das Zeitalter der Geheimnisse ist vorbei

    * Das Projekt RealTheater besitzt mit dem Versuch einer „Simulation einer sozialen Ordnung der Zukunft“ eine gewisse Verbindung zu folgendem Projekt:

    Zeit.de brachte 2009 unter dem Titel: „Die Demokratie der Neuronen“ einen Artikel über den Hirnforscher Henry Markram, der mit dem Blue Brain Project an der naturgetreuen Simulation des Gehirns in einem Supercomputer arbeitet:

    Im menschlichen Gehirn sieht er eine ideale Demokratie verwirklicht: „Jede Nervenzelle ist einzigartig, und ein und dasselbe Signal wird von tausend Nervenzellen auf tausend unterschiedliche Arten verarbeitet. Doch zugleich respektieren sich die Neuronen vollständig und gleichen permanent ihre Interpretationen miteinander ab – ganz anders als eine menschliche Gesellschaft, in der einer sagt, er habe recht und alle anderen unrecht.“

    Zugleich sei das Gehirn aber auch die „totale Autokratie“, denn Entscheidungsprozesse werden meist von einzelnen Neuronen (oder Neuronengruppen) eingeleitet, deren Impulse sich kaskadenartig im Gehirn verbreiten. Der Unterschied zur Gesellschaft ist, dass im Gehirn der König in jeder Millisekunde wechselt. Denn nur wer gerade über die meiste Information verfügt, hat Entscheidungsgewalt.“

    Vielleicht könnten wir auf sozialer und globaler Ebene davon lernen, wie optimal demokratisch unser Gehirn auf zellularer Ebene arbeitet.

    Markram sagt: „Als ich das erste Mal sah, wie Nervenzellen miteinander kommunizierten, wurde mir klar, dass alles falsch war, was ich über das Gehirn gelernt hatte. Die Kommunikation der Neuronen unterscheidet sich radikal von allen bekannten Arten der Informationsverarbeitung.
    Anders als in einem Computer werden im Gehirn Informationen multidimensional, nichtlinear und in permanenter Rückkopplung ausgetauscht. Es gleiche einem schwirrenden Bienenschwarm, der ständig seine Form, Zusammensetzung und Arbeitsverteilung ändere.  Mir wurde klar, dass man, um diese Komplexität zu verstehen, eine völlig neue Sprache entwickeln muss.«

    * Twitter (1) besitzt übrigens eine kaskadische Form der Informationsverbreitung. Nachrichten können innerhalb kürzester Zeit einer großen Gruppe von Menschen zugänglich gemacht werden und eröffnet ihnen gleichzeitig eine Reaktionsmöglichkeit. Je größer das Erregungspotenzial einer Information, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass sie durch „Retweets“ an immer weitere Netzwerke weitergereicht wird.

    * Wenn Regierungen bereit sind, Informationen mit Bürgern zu teilen, kann es das Leben aller verbessern. Die Open-Data-Bewegung zeigte beim „Personal Democracy Forum“ in Barcelona 2010, was mit offenen Daten möglich ist. Ein Beispiel für transparente Regierungsformen und einer gegenseitigen Zusammenarbeit von Bürgern und Ämtern kommt aus den Niederlanden: das Projekt Buitenbeter.nl, hinter dem sich ein machtvolles Werkzeug der Mitbestimmung und Demokratie verbirgt. (1)
    Auch die Soziokratie ist eine Organisationsform, mit der Organisationen verschiedenster Größe gewaltfreie Selbstbestimmung realisieren können.

    Das Kommunikationszeitalter und die technische Möglichkeit der Moderne fordern eine Organisationskultur für die Zukunft, die nicht mehr „Top-down“, hierarchisch und zentral gesteuert ist, sondern transparent, fließend, vernetzt, mit ständigem Feedback, spielerisch im Flow und damit ohne strukturelle Gewalt funktioniert!

         

    Orientierung/Gliederung:

    Projekt RealTheater:
    1.
    RealTheater – Konkrete Utopie – Experimentelle Friedensforschung
    2.  Grundlagen: Philosophie – Kommunikationsforschung – Konstruktivismus
    3.  Grundlagen: Künstlerischer Hintergrund – Schauspiel Know-how
    4.  RealTheater & Klartraum (Regieführung in den eigenen Träumen)
    5.  RealTheater & Liebesforschung: Kunst, Kultur und Wissenschaft der Liebe
    6.  RealTheater & Liebesforschung: Liebe & Sex in einer Zukunftsgesellschaft
    7. 
     Projekt RealTheater – Ausführliche Informationen über das Pilotprojekt

    Friedensforschung 2.0
    1.  Wir benötigen eine Mobilmachung der Friedensforschung
    2.  Lösung für den Streit der Standpunkte: Polykontexturale Logik
    3.  Das Kommunikationszeitalter benötigt eine neue Streitkultur
    4 . Was ist „Struktureller Friede“ und „Strukturelle Demokratie“

    5.  Friedensarchitektur & Friedenstechnik – Europa braucht eine Friedensstadt!
    6.  United World Project – Vom Ich zum Wir – Wir sollten vom Ziel her denken
    7.
      Friedensforschungs TV – Neue Friedensideen erfordern eine Medienpräsenz

     

     

    http://www.neoexpressionismus.de/realtheater.tv/reale-demokratie.htm

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